Zu Beginn:

Forschungsbedarf:

Es gibt ein (wissenschaftliches) Problem oder Nicht-Wissen. Wie kann das passieren? Bisherige Erkenntnisse aus der Forschung reichen nicht aus, um ein Problem umfassend zu erklären. Oder Ergebnisse einer Forschung haben neue Fragen aufgeworfen, auf die Antworten gefunden werden müssen. Es kann aber auch sein, dass Forschende auf ein vorher nicht erkanntes Problem stoßen oder durch Erfahrungen von anderen Personen darauf aufmerksam gemacht werden. Dieses Problem oder Nicht-Wissen zeigt dann einen Forschungsbedarf an, den Forschende untersuchen können.
Beispiel: Durch unterschiedliche Bedingungen in Einrichtungen der Behindertenhilfe können Menschen mit Lernschwierigkeiten oft nicht selbstbestimmt an Entscheidungen teilhaben. Dies stellt ein Problem dar, auf das u.a. Forschende oder Verbände selbst gestoßen sind und das sie untersuchen können. (Dies wäre ein gutes Beispiel für Forschungsfragen, die von Betroffenen initiiert wird.)

Forschungsfrage:

Die Forschungsfrage leitet sich meist aus dem Forschungsbedarf ab. Am Anfang eines Prozesses stellen sich Forschende oder auch Verbände und Ähnliches eine Frage, auf die sie Antworten finden möchten, und versuchen diese zu formulieren. Dabei ist diese Fragestellung wichtiger Ausgangspunkt für den gesamten Forschungsprozess. Die Forschungsfrage sollte konkret, eindeutig, spezifisch (bezogen auf die Gruppe, den Ort, den Zeitraum), offen, erforschbar und relevant sein. Sie muss auch vor dem Hintergrund bereits vorhandener Erkenntnisse und Theorien formuliert und in den dazugehörigen wissenschaftlichen Diskurs eingebettet werden.

Beispiel: Wie kann die Selbstbestimmung von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf bei der Wahl des Wohnraums in der Region Berlin-Brandenburg wirksam verbessert werden?

Näheres dazu: Handreichung Forschungsfragen formulieren aus Sicht von Menschen mit Behinderung

  • Brainstorming: Sammeln von spontanen Einfällen zu einem bestimmten Thema; ist eine Methode zur Ideenfindung.

    Beispiel: Ich lade einige Mitbewohner*innen ein und wir überlegen, wie wir mit mehr Leuten aus der Nachbarschaft in Kontakt kommen können. Es werden verschiedene Ideen spontan genannt, gesammelt und aufgeschrieben. Am Ende können die Ideen von allen ausgewählt werden, die wir weiter verfolgen wollen, z. B. ein Nachbarschaftsfest veranstalten.
  • Diskurs: Ein Diskurs bedeutet in seinem Ursprungssinn ein „hin und her gehendes Gespräch“ und meint allgemein eine Debatte oder Diskussion oder Auseinandersetzung über ein bestimmtes wissenschaftliches Thema. Es gibt sowohl mündliche als auch schriftliche Diskurse in der Wissenschaft. Beispielsweise gibt es eine Debatte, also verschiedene Meinungen, zum Thema Roboter in der Pflege. Die einen sind dafür, weil sie die Vorteile darin sehen, wie mehr Entlastung für die Pflegenden. Andere sind dagegen, weil sie mehr die Gefahren darin sehen, wie z. B. eine Entfremdung zu den Pflegebedürftigen.
  • Lebensqualität: ist bestimmt durch die positiven und negativen Lebensbedingungen in einer Gesellschaft für deren Mitglieder. Die Qualität eines Lebens ist der Grad des Wohlbefindens. Zu den Faktoren gehören z. B. Glück und Zufriedenheit. Lebensqualität ist immer sehr persönlich (individuell), aber auch gesellschaftlich bestimmt. Forschende versuchen oftmals herauszufinden, wie die Lebensqualität von bestimmten Menschen ist und wie diese verbessert werden kann. Soll z. B. die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen, die in Wohnheimen leben, erforscht werden, müssen die befragten Bewohner*innen auch über verschiedene Wohnmodelle informiert sein, damit sie mehr zu ihrer individuellen Lebensqualität sagen können.

Forschungsstand: beschreiben das bisherige und aktuelle Wissen und bereits vorhandene Ergebnisse aus Forschungen zu einem Thema. In vielen Fällen gibt es schon Erkenntnisse aus vorherigen Forschungen, die nun bedeutsam für mein Forschungsvorhaben sein können. Diesen Stand der Forschung erfährt man über das Lesen von wissenschaftlichen Artikeln und Büchern zum Thema, wenn möglich aktueller Literatur. Es ist wichtig zu wissen, wie der Forschungsstand ist, damit ich mit meinem Thema darauf Bezug nehmen kann und eventuell darauf aufbauen kann. Es kann vorkommen, dass es kaum Wissen zu meinem Thema gibt oder bereits sehr viel, wobei in diesem Fall überlegt werden sollte, die Forschungsfrage zu verändern oder spezieller zu machen.

Forschungsthese entwickeln: Hierbei fragen sich Forschende,welche Antworten es auf die Forschungsfrage geben kann. Dabei hilft zu wissen, was andere Wissenschaftler*innen bisher zu dem Thema denken und wie der Forschungsstand ist. Es ist wichtig eine eigene Forschungsthese zu entwickeln, die dann im Forschungsprojekt überprüft werden kann.

  • (Hypo)-These: Eine Hypothese ist eine unbewiesene Behauptung oder Annahme. In der Forschung wird bei einer Hypothese davon ausgegangen, dass die Annahme oder Behauptung stimmt, aber noch bewiesen werden muss. Auch wenn die Annahme durch die Forschung nicht bewiesen werden kann, ist das ein wichtiges Forschungsergebnis.

Forschungs-Förderung: bedeutet oftmals einen Antrag zu stellen auf finanzielle Mittel. Dabei können folgende Fragen wichtig werden: Wer kann Geld oder anderes zur Verfügung stellen, um die Fragen zu untersuchen? Bei wem kann ich nach Mitteln fragen? Z. B. bei welchen Stiftungen, Ministerien, Vereinen? Welche Anforderungen müssen dafür erfüllt sein? Wie kann ich mein Forschungsvorhaben überzeugend darstellen?

Forschungs-Planung: Forschende fragen sich, wie komme ich auf Antworten auf meine Frage auf eine wissenschaftliche Weise, welche Methoden benötige ich dafür, wie komme ich an die benötigten Daten, mit wem muss ich zusammen arbeiten und wie lange benötige ich dazu. Dabei kann man auch festlegen, ob man eher einen qualitativen oder quantitativen Forschungsansatz verfolgt oder beide benutzt.

  • Quantitative Forschung: setzt vor allem auf das standardisierte Erheben und Sammeln von sehr vielen Daten für die Beantwortung der Forschungsfrage, z. B. durch die Befragung von sehr vielen Menschen mit dem gleichen Fragebogen. Diese Daten können dann statistisch ausgewertet und beispielsweise in Diagrammen dargestellt werden. Bei diesem Ansatz erhält man ein breiteres und umfangreiches Bild der zu untersuchenden Fragestellung und kann aus den vielen Daten Erkenntnisse zu der allgemeinen Situation ableiten. Beispiel: Es werden 500 Personen in Pflegeinrichtungen in Hessen gefragt, wie zufrieden sie sind mit der dortigen Pflege. Mit diesen Antworten kann man hochrechnen, wie viel Menschen in Pflegeeinrichtungen in Hessen in etwa zufrieden sind und wie viele nicht, obwohl man nur 500 Personen gefragt hat und nicht alle Personen, die in den Einrichtungen sind.
  • Qualitative Forschung: setzt vor allem auf das spezielle Erheben und Sammeln von einzelnen, tiefer gehenden und detaillierten Daten und berücksichtigt mehr das subjektive Erleben und Wissen von einzelnen Personen, wie z. B. bei ausführlichen Einzelinterviews oder Gruppendiskussionen. Dieser Ansatz hilft dabei komplexere Sachverhalte eingehender zu verstehen und kann tiefe Einblicke in das Forschungsthema geben. Beispiel: Durch längere zielgerichtete Gespräche mit 20 Personen über die Situation in deren Pflegeeinrichtungen in Hessen wird herausgefunden, welche konkreten Änderungswünsche es gibt und welche Dinge konkret wichtig sind für eine zufriedene Situation. Eine Verallgemeinerung der Erkenntnisse ist hingegen nicht so leicht.

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